Copyright -  Heimatkreis Saatzig/Pommern - Bundesgruppe e. V.   mit Sitz in Eutin

Jacobshagen

Unweit der pommerschen Herzogsburg, die dem Kreis Saatzig ihren Namen gegeben hat, liegt die Stadt Jacobshagen, die im Jahr 1936 auf eine 600jährige Geschichte zurückblicken konnte. Durch Krieg und Brand ist die kleine Stadt in ihrer wechselvollen Geschichte oft der Vernichtung nahe gebracht worden. Die Feuersbrunst des Jahres 1781 verwandelte die Stadt in einen einzigen Trümmerhaufen. Die Hilfe des großen Preußenkönigs und der zähe Wille der Einwohner ermöglichten den Wiederaufbau. Es ist immer lehrreich und Ehrfurcht fordernd, versetzt man sich in die Geschichte einer Stadt, in die Jahrhunderte, die dieser Stadt das heutige Gepräge gegeben haben. Und gerade in Pommern, das ja eine Reihe alter Städte sein eigen nennen kann, ist die Geschichte der meisten derart bewegt, daß man sie gern rückschauend in sich aufnimmt.

Allerdings wird es größtenteils lückenhaft sein, was an tatsächlichem Geschehen auf die Jetztzeit überkommen ist: denn wertvolle Urkunden und andere  schriftliche Zeugnisse, die ein einwandfreies Bild von allem Auf und Nieder ergeben würden, sind ein Opfer der wechselvollen Ereignisse geworden, sie sind verlorengegangen oder verbrannt oder schlummern noch irgendwo ungefunden. So ist auch der genaue Zeitpunkt, da Jacobshagen Stadtrechte erhielt, vorläufig in Dunkel gehüllt. Und wenn das  Städtchen im Kreise Saatzig fast 650 Jahre alt ist, dann wird es noch mit ziemlicher Bestimmtheit bereits auf ein höheres Alter zurückblicken können. Die älteste Urkunde indessen, die der

Stadt Jacobshagen Erwähnung tut, stammt aus dem  Jahre 1336 und spricht hier von der civitas Jacobeshagen. 


Gleich anderen Städten des deutschen Ostens erhielt auch Jacobshagen zur Zeit der deutschen Kolonisation im 13. und 14. Jahrhundert neuen Zustrom und erfuhr somit eine schnelle kulturelle Aufwärtsentwicklung. Die Siedler kamen vorzugsweise aus der Priegnitz, aus Mecklenburg, der Uckermark und aus Vorpommern - und es waren Ritter und Mönche, Bauern und Handwerker, die nunmehr mit neuen Methoden das Land kultivierten und das Slawentum, das nach Abzug der germanischen Stämme während der Völkerwanderungszeit eingesickert war, in sich aufgehen liessen. Besondere Bedeutung wird hierbei das am 2. November 1248 gegründete Kloster Marienfließ gehabt haben. Noch heute sind in den genannten Gebieten eine große Zahl von Ortschaften zu finden, deren Namen auch im Kreise Saatzig anzutreffen und von den Siedlern übernommen worden sind.


Aus der Geschichte Jacobshagens während des 14. und 15. Jahrhunderts ist leider nur wenig bekannt. Man darf aber annehmen, daß die Stadt weitgehend die Geschicke der Burg Saatzig, in deren Schatten sie gewissermassen lag, teilen mußte. Von der Burg Saatzig sind aus dem 15. Jahrhundert eine Reihe von Urkunden überliefert, die von Kämpfen um die Feste zu berichten wissen, die aber auch die Stegelitze und späterhin das Geschlecht der Borcke als echte Ritter ihrer Zeit darstellen. So verlangt am 3. März 1403 der Hochmeister zu Marienburg von dem Herzog Bogislaw von Stolpe und den Herzögen von Stettin, Swantibor und Bogislaw, Schadenerstaz, weil „Jeniko von Stegelicz, der ;zum Saske wohnet, und etliche andere Eurer Mannen, die Eure Heeriichkeit wohl erfahren wird, arme Leute auf Freier Straße in der Neuen Mark geschindet und beraubt und ihr Gut und ihre Pferde auf ihre Häuser getrieben, da sie wohnen." Jedenfalls ging es immer sehr bewegt auf und um Burg Saatzig zu. Im Jahre 1445 eroberte sie Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg, der um diese Zeit mit Herzog Wratislaw IX. von Pommern im Kriege lag. Und eine zweite Eroberung vollzog sich am 17. August 1478 nach heftiger Gegenwehr der Pommern durch Albrecht Achilles, Kurfürst von Brandenburg, der dann im bald folgenden Frieden von Breitenfelde bei Daher am 23. August Gartz mit aller seiner „Zugehorunge" innerhalb einer Woche zurückforderte und, wenn dies geschehen, sich zur Rückgabe von Bernstein und „Satzk" verpflichtete. Wahrscheinlich ist es aber nicht zum Frieden gekommen, da unter dem 28. September 1478, dem Waffenstillstand von Löcknitz, an anderer Stelle zu lesen ist: „Die Brandenburger hatten inne Bahn, Bernstein, das Schloß Satzigk und das Städtlein da gegenüber (Jacobshagen)..." Es mag in diesem Zusammenhang auch ein Zeugenbericht interessieren, der folgendes über die Erstürmung der Burg aussagt: „Ferner hat sich mein gnädiger Herr mit seinem Heere erhoben, in das Hinterland von Pommern zu ziehen vor das Hauptschloß, genannt Satzick...; davor etliche Tag gelegen; doch das mit Hilf des Allmächtigen mit ritterlichem Sturm erobert; vor dem Sturm beide Fürsten, Markgraf Johanns und Markgraf Fridrich um bey 200 Grafen, Herren und Edlen zu Rittern geschlagen und im selbigen Schloß an 50 Edle und sonst etliche gefangen und das Schloß besetzt. Im selbigen Sturm  sind 4 tot geblieben und bey 30 wund."


Der Streit um Burg Saatzig scheint sich noch bis 1500 hingezogen zu haben. Selbstverständlich, daß bei allen Reibereien die Stadt Jacobshagen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Leider wird sie kaum in den uns bekannten Urkunden namentlich angeführt, höchstens ist von einem „stetichen" die Rede. Man muss daher schon annehmen, daß die Burg Saatzig und das „darunter gelegene" Städtchen einen Begriff bildeten. Wie in den meisten pommerschen Städten, wurde auch die Reformation in Jacobshagen ohne grösseren Widerstand eingeführt. Allerdings mussten die beiden Bürger Klostermann und Zimmermann schon etwas List und Gewalt anwenden, um den lutherischen Glauben zum Siege zu verhelfen, und dafür einige Tage in das Gefängnis wandern. Daniel Cramer schreibt in seiner Pommerschen Kirchenchronik über diesen Schritt der beiden Jacobshagener aus dem Jahre 1534: „Denn als das Licht des heiligen Evangeliums allenthalben anbrach, nahmen die Leute des „Stedlins" Jacobshagen sich auch nach dem Exempel der großen benachbarten Städte, insonderheit Stettins und Stargards der Lehre fleissig an, und weil sie zu der Zeit einen alten Meßpfaffen mit Namen M. Schiede hatten, begibt sichs, daß in gehaltener Messe, zwei des Städtleins Einwohner als Dinnies Klostermann und Peter Zimmermann in die Kirche kommen und den Meßpfaffen von dem Altar aus der Kirche jagen. Und da das geschehen, drauf diese zwei Luther Gesänge als „Allein Gott in der Höh sei Ehr" und „Wir glauben all' an einen Gott" in der Kirche zu singen anfangen. Worüber sie denn von den damals gewesenen Amtleuten zu Satzig in gefängliche Haft genommen und eine Zeitlang darin enthalten worden, bis endlich dieselben durch Beförderung des fürstlichen Kochs, so obgedachtes Klostermanns Bruder gewesen, ihrer Gefängnis entlediget und losgewirkt worden sind. Als nun die alte papistische Nachteule dergestalt, wie gesagt, entflogen und verjagt war, ist dahin der erste evangelische und lutherische Prediger Herr Petrus Planow gekommen." Die folgenden Jahrzehnte brachten Jacobshagen wie dem ganzen Saatziger Land endlich Ruhe und weitere Entwicklung. Wir wissen, daß in dieser Zeit die Burg kräftig ausgebaut wurde, und daß Joachim von Wedel, der damalige Burgherr, und seine Gemahlin Cordula im Jahre 1598 die herrliche Feldsteinkriche von Saatzig erbauen und kunstvoll ausstatten liessen. 


Es kam die Zeit der Hexenverfolgungen, aus der gerade Ostpommern manche schauerliche Geschichte zu erzählen hat. Der Tod der Sidonia von Borcke, die nach unmenschlichen Folterungen, 74 Jahre alt, am 19. August 1620 gerädert wurde, ist ja ein bekanntes Zeugnis der wahnwitzigen Inquisition. Dann brausten die Wetter des Dreißigjährigen Krieges über Pommern hinweg. Schweden und Brandenburger und Kaiserliche zogen sengend und raubend durch das Land. Um Jacobshagen stand es wie um jede andere Stadt: die Kriegslasten und Verwüstungen erstickten jedes Leben. 1630 fiel Jacobshagen den Flammen zum Opfer, nachdem es bereits 1606 einmal abgebrannt war. Und wenige Jahre später, 1638, wütete die Pest gräßlich in der Stadt und ihrer Umgebung. Hungersnöte traten auf, und wer die unseligen Jahre des Krieges überlebte, wird die Friedensglocken von 1648, die zwar noch längst nicht alles Elend beendeten, mit dankbarem Herzen begrüsst haben. 

1683 wurde Jacobshagen zum dritten Male von einem Brande heimgesucht. Es gelang jedoch den arbeitsamen Bewohnern in der Folgezeit ihr Gemeinwesen in ruhige Entwicklungsbahnen zu lenken. Auch die Heerzüge der Schweden, die im Oktober 1709 durch das Saatziger Land heimwärts zogen, und am 17. Oktober bei Jacobshagen lagerten, konnten diese Entwicklung nicht unterbrechen. Der Durchzug der Schweden war allerdings Friedrich I., Preußens erstem König, keineswegs recht, da er befürchtete, daß die feindlichen Moskowiter, Polen und Sachsen nachdrängen und seine Lande zum „Theatro belli" (Kriegsschauplatz) machen könnten. So stellte erfolgende Forderungen : Die Truppen sollen die kürzeste und nächste Route nehmen; sie sollen so geschwinde und schleunig als möglich, auch ohne Halt zu machen oder Nachtlager zu nehmen, durchgehen; Pestkranke sollen in Polen zurückbleiben; die Schweden sollen nicht durch die Städte und Dörfer marschieren, sondern um sie hinweggehen; preußische Truppen sollen den Durchmarsch beobachten und zurückbleibende Schweden nicht mit den Landesbewohnern zusammenkommen lassen. Und in einem Bericht an den König vom 18. Oktober 1709 heisst es: „ - - ging abends nach 9 Uhr, wie dieses schwedische Corps diesseits Jacobshagen eingerückt war, hierher nach Stargard und habe Ew. Königlichen Majestät Regierung und Kommissariat heute alles vorgestellet - -, daß sie, um alles schädliche Unheil zu verhüten, gesehen lassen wollten, daß diejenigen an Mund- und anderen Provisionen der schwedischen Armee für bare Bezahlung etwas überlassen möchten, welche einiges Brot, Bier, Hart- und Rauhfutter antreten könnten. Ich glaube auch, die Armee wird annoch heute davon etwas erhalten - -" Es soll hervorgehoben werden, daß die schwedischen Truppen damals, trotz aller Not und Entbehrung, Zucht und Ordnung gehalten haben. So konnte sich Jacobshagen, da es in den nächsten Jahrzehnten, wie ganz Pommern und Preußen, von Kriegen verschont blieb, allmählich zu einem innerlich gesunden Ackerbürgerstädtchen heranbilden. Die Burg Saatzig aber, die ihre Aufgabe durch die Jahrhunderte wohl erfüllt hatte, verfiel mehr und mehr, so daß sie bereits 1728 zur Ruine geworden war und bald hernach auch nicht mehr bewohnt wurde. Als gar der damalige Amtmann Graebenitz über 40 000 Mauersteine der Saatziger Burg entgegen dem Willen des General-Direktoriums zum Bau des Seidenhauses in Ravenstein verwenden ließ - das war in den  Jahren 1766/67 -, da war auch das Schicksal der alten Feste endgültig besiegelt. Das Land umher indessen zeugte von der segensreichen kolonisatorischen Tätigkeit Friedrichs des Großen, der nicht nur neue Dörfer anlegte, wie Konstantinopel und Graebnitzfelde, sondern auch weitere Siedler ins Land rief, die mit besseren Methoden höhere wirtschaftliche Leistungen vollbrachten. Zwar hemmte der Siebenjährige Krieg diese ruhige Entwicklung, und besonders verwüsteten die Russen in den Jahren 1758 bis 1761 weite Strecken durch eine Reihe von Einfällen: doch wurde der Stadt und seinen Einwohnern längst nicht so geschadet, wie sie in früheren Kriegen heimgesucht worden war. 

Schon bald nach dem Kriege brachte Umsicht und Willen des großen Königs wieder Ruhe und neuen Aufschwung. Die von Gilly hier veranschlagten Baukosten schienen aber dem König entschieden zu hoch. Und so ist der folgende, gerade nicht liebenswürdig gehaltene Brief vom 26. Juli 1781 zu verstehen: „Sie sollen es ein bisgen ordentlicher bauen.  Zum ändern ist es mit dem Vorschlag, zu der Kirche die Steine von dem alten Saatziger Amts-Schlosse zu Hülfe zu nehmen und dieses deshalben abbrechen zu lassen, auch nichts. Denn einesteils würden beim Abbrechen sehr viele Steine entzwei gehen, nicht zu gedenken, daß das Abbrechen selbst und der Transport der Steine einen Haufen Kosten verursacht. Es müssen viele Ziegeleien angelegt werden. — Der Anschlag ist zu hoch. Für Neustadt in Oberschlesien sind 120 000 Reichstaler, massiv aufgebaut, bezahlt, und sie wollen für so ein Lumpending so viel Geld haben? Das ist nun nichts. Die Kammer soll billigeren Anschlag machen. —" So mußte sich Gilly zwangsläufig dazu entschliessen, die Häuser möglichst klein zu zeichnen, um mit der bewilligten Bausumme auszukommen. Allerdings haben sich dann die Jacobshagener, deren Zahl sich von 922 im Jahre 1780 auf 782 im Jahre 1782 verringert hatte, in vielen Fällen nicht nach den Bauplänen gerichtet, sondern weit grösser gebaut. Unterdessen war die Ruine der Burg Saatzig, auch ohne obrigkeitliche Erlaubnis, bis auf die Grundmauern abgetragen worden. Dabei haben wahrscheinlich die Einwohner Kashagens, das am 10. Juli 1781 abbrannte, zu ihrem Teil mitgeholfen. Heute sind von dem einst stolzen Schlosse nur noch wenige Reste des Mauerwerks vorhanden, sprechende Zeugen aus sturmbewegten Tagen.

Das 19. Jahrhundert, das mit seiner Industrialisierung, seiner fortschreitenden Technik die Wirtschaft revolutionierte und aus Dörfern Städte heranwachsen ließ, hat Jacobshagen nur wenig anhaben können: es blieb die kleine Stadt der Ackerbürger, die sich nur langsam entwickelte. Mag sein, daß seine etwas abgeschiedene Lage, abseits der großen Eisenbahnlinien, die von kurzsichtigen Stadtvätern abgelehnt wurden, Schuld daran trägt. Dafür war das Städtchen in seinem Kern gesund und die Zeitereignisse mussten fast spurlos vorübergehen. Und doch lasteten die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg auch auf Jacobshagen. 

Den 600. Geburtstag ihrer Stadt feierten die Jacobshagener im Jahr 1936 noch in der alten Heimat. Sie konnten mit Stolz auf ihre deutsche Vergangenheit zurückschauen. Sie gedachten dankbar Friedrichs des II., dessen Todestag etwa um dieselbe Zeit zum 150. Male wiederkehrte. Die Jacobshagener hatten diesem großen König viel zu verdanken. Seine Taten waren noch vor dem letzten Weltkrieg in Jacobshagen und den umliegenden Dörfern sichtbar, insbesondere die Neusiedlungen in der Umgegend mit den Häusern und in den Breiten der Äcker. Und wenn die Jacobshagener Kirche, deren Turm über 100 Jahre verschandelt aufragte, seit dem Jahr 1934 wieder die ursprüngliche Form und die Prägung des alten Baumeisters Gillys zeigt, so ist das Gotteshaus wieder mehr als bisher Künderin der großen deutschen Vergangenheit, die diese kleine Stadt durchlebt hat. 

Der verlorene Krieg löschte die Vergangenheit.  In den ersten Märztagen des Jahres 1945 wurde die Bevölkerung von den Russen vertrieben und in alle Gegenden unseres restlichen Vaterlandes zerstreut. Die Polen nahmen Besitz von dieser alten Deutschen Stadt. Sie nennen es heute „Dobrzany". Doch auch in der Fremde halten die Jacobshagener treu zu ihrer Stadt. Alle zwei Jahre waren sie in Hamburg zusammengekommen, um sich wiederzusehen und um in heimatlichen Stunden an ihre Geburtstadt und ihre Heimat zu denken. Der Landsmann Ernst Krahmer, den die Jacobshagener sehr verehren, hatte diese Heimattreffen in Hamburg immer gut vorbereitet und es ist eine Freude festzustellen, mit welcher Liebe noch im Jahr 1984 die Jacobshagener, die mit allen Familienangehörigen in sehr großer Zahl nach Hamburg kommen, ein Bekenntnis für ihre Heimatstadt ablegen.

Woher stammt der Name Jacobshagen? Um die Entstehung von Jacobshagen weiß man nichts. Seine ältesten Urkunden und Privilegien sind angeblich durch Entwendung verlorengegangen. Mutmaßlich ist die Stadt in jenem Zeitalter entstanden, welches die Geschlechtsnamen noch nicht kannte. Ein Jacob, der zu einer unbekannt gebliebenen Familie gehörte, wird den Ort angelegt haben. Möglich, daß er einer von den Steglitzen war, von denen die Brüder Dietrich, Siegfried und Heinrich im Jahr 1336 als Besitzer der Civitas Jacobshagen genannt werden (Berghaus, Teil II, Band IV, Seite 366). Es wird vermutet, daß es vor Christi Geburt eine germanische und später slawische Ansiedlung war. Rund um Jacobshagen findet man noch die slawischen Ortsnamen Wokuhl, Kremmin, Botow, Moderow, Tornow, Zachan und Wudarge erhalten. 

    

      

Jacobshagen um 1618


Betrachtet man auf der Lubinschen Karte vom Jahr 1618 die Abbildung von Jacobshagen, so erkennt man das schöne Beispiel einer alten wendischen Dorfanlage. Stadtmauern waren bei Jacobshagen niemals vorhanden. Doch war der Ort durch seine natürliche Lage geschützt. Rund um die Stadt führte ein fester Palisadenzaun. Auf der Lubinschen Karte sieht man bei den Eingängen in die Stadt im Norden und Süden je ein Stadttor, die nur dann einen Zweck hatten, wenn anschliessend hohe Palisadenzäune gestanden hätten. Im Westen der Stadt lagen das sumpfige Gelände des Erlenbruches, der Saatziger See und der Holzbach, im Norden der Verbindungsarm zwischen Mühlenteich und Saatziger See, welcher heute verschwunden ist, im Osten befand sich der Jacobshagensche See oder Mühlenteich, welcher früher viel grösser war, und im Süden flössen die beiden Arme der „Gestohlenen Ihna" vom Mühlenteich in den Saatziger See. Zu den Wenden gesellten sich etwa im Jahr 1200 Einwanderer aus dem Westen Deutschlands. Der wendische Ort, dessen Name verlorengegangen ist, wurde grösser, bekam einen deutschen Namen und ihm wurde das Stadtrecht verliehen. Die Stadt Jacobshagen ist jedenfalls weit über 600 Jahre alt. Doch konnte sie ihr 600jähriges Stadtjubiläum erst um den 30. November 1936 feiern. An diesem Tag im Jahr 1336 wurde Jacobshagen zuerst erwähnt. Leider sind alle alten Urkunden der Stadt verschwunden. Jobst Borck schreibt 1608 über diese Sache: „Die Privilegia dieses Städtleins sein verloren, soll ein Meßpfaffe dieselben entwendet haben und in der Preußischen Canzlei Nachricht davon zu finden." Viele Akten der Stadt Jacobshagen sind wohl auch durch die Feuersbrünste, welche hier häufig wüteten, vernichtet worden.


Zur Beglaubigung, daß es in Jacobshagen von jeher beherzte Frauen gab, möge die folgende Schilderung dienen. Zwischen Jacobshagen und dem Dorfe Saatzig liegt der Saatziger See, welcher ringsherum von Wiesen begrenzt wird. Auch die Stadt Jacobshagen selbst hat am See gelegene Wiesen, die verpachtet wurden. Die Ufer des Sees waren ringsherum mit Schilf und Rohr bestanden, welche von Jahr zu Jahr immer weiter in den See hineinwuchsen und das eigentliche Gewässer immer mehr verkleinerten. Die Pächter der Jacobshagener Wiesen folgten nun dem Anwachsen des Rohrs und des Schilfes mit der Sense, und so vergrösserten sich nach und nach die Jacobshagener Wiesen, bis es endlich zu Streitigkeiten kam. Da nun nirgends Merkpfähle standen, so wurde zwischen dem Fiskus als Besitzer des Sees und der Stadtgemeinde Jacobshagen folgender Vergleich geschlossen: "Die Grenze der Jacobshagener Wiesen soll dort sein, wo eine Frau zu Fuss die Grenzpfähle einstecken kann".

Hierzu erbot sich eine willensstarke, kräftige Frau mit Namen Brett. Obgleich manche der Jacobshagener Ratsherren mit dieser Art der Grenzfestsetzung nicht einverstanden waren, so setzte es der damalige Kämmerer Hannemann doch durch,  daß der Frau Brett der Auftrag erteilt wurde. Am Tage der Grenzregulierung begab sich eine große Menschenmenge an Ort und Stelle, um sich dieses seltene Schauspiel mit anzusehen. 

Als nun Frau Brett einen Grenzpfahl ergriff und immer weiter und weiter nach dem See zu schritt, da brach bei den Leuten ein allgemeiner Jubel aus. Aber immer weiter schritt die mutige Frau, bis ihr schliesslich das Wasser bis unter die Arme reichte. Als sie nun den Pfahl hoch hob und mit ausgestrecktem Arm weiter nach dem See zu, soweit sie nur reichen konnte, den Grenzpfahl einsteckte und rief:
"Hier ist die Grenze!" Da wollte das Hurrageschrei kein Ende nehmen. Auf diese Art wurden auch die weiteren Grenzpfähle gesetzt und dann Frau Brett mit Triumphgeschrei nach Hause begleitet. Auf diese Weise hat sich hier eine wackere Frau aus dem Arbeiterstande um ihre Vaterstadt Jacobshagen verdient gemacht und sich hier ein Denkmal für ewige Zeiten gesetzt.

                             


                                                                         




                      


   



                    

 



























































Hinweis: Der polnische Name der Stadt ist jetzt Dobrzany = www.dobrzany.pl

Weitere Information: Heimatkreis Jacobshagen = www.heimatkreis-jacobshagen.de

 Jacobshagen 1931

Jacobshagen 2006 mit freundlicher Genehmigung von Genehmigung von http://kozypomorskie.w.interia.pl