Copyright -  Heimatkreis Saatzig/Pommern - Bundesgruppe e. V.   mit Sitz in Eutin

 Die Wenden waren ein großes nerviges Volk, welches schon früh an Beschwerlichkeiten gewohnt war, sie wohnten nicht  so einzeln und zerstreut als die Sveven (die germanischen Sveven oder Schwaben lebten vor der Völkerwanderung in  Pommern), sondern sie erbauten ihre Häuser in zusammenhängenden Reihen, errichteten Dörfer und Flecken und führten  Gards (d.h. Schlösser) auf, welche bald zu Städten anwuchsen.


Nach dem Urteil dieses Mannes der Aufklärung standen also die Slawen auf einer höheren Kulturstufe als die Germanen. Weiter im Text schreibt Herr Wutstrack aus Stolp, wo er Lehrer an der Kadettenanstalt war:

Ihr Charakter war nicht so hässlich als er von ihren Feinden geschildert wird, von denen sie verächtlich, und, als Kriegsgefangene grausam behandelt werden.

Über die Bedeutung des Wortes Slawe schreibt er: Das polnische oder slavonische Wort slava bedeutet Ruhm und Ehre. Deswegen findet man dieses Wort in vielen alten Namen wie Wartislaw, Bogislaw usw. Was wäre Deutschland alles erspart geblieben, wenn diese aufgeklärte Denkweise des 18. Jahrhunderts Bestand gehabt hätte und man im 20. Jahrhundert den Deutschen nicht die Lüge von der Überlegenheit der germanischen Rasse aufgetischt hätte. Wer die Menschen in Rassen und Klassen einteilt, legt den Grundstein für spätere Verbrechen. Aber zurück zur Spurensuche.

Urkunden wurden damals durch Zeugen beglaubigt und die Namen der hier genannten Zeugen lassen auf die Herkunft schliessen. Da findet man einen Henning de Heydebrake und einen Hinric Brendeke, Namen aus Niedersachsen oder Flandern. Diese Methode der Urkundenbeglaubigung führt mich auf eine weitere Spur und die ist aus dem Jahre 1321 ( Urkunde Nr. 3509). Am 12 Juni fällt Herzog Otto (diesmal mit dem Titel Wir; Otto von Gottes Gnaden Herzog der Slawen, Pommern und Kassuben) in Arnswalde einen Schiedspruch in einem Streitfall und unter den Zeugen wird genannt ein Wolter de (d.h von oder van) Ravensten mit Berufsbezeichnung Ritter (miles). Weitere Zeugen dieser Urkunde sind Herren von Levenow und von Wedel, also Angehörige des damaligen Pommerschen Hochadels. Wenn nun Herr Wolter van Ravensten für würdig befunden wird, in dieser Gesellschaft Zeuge zu sein, dann bedeutet dies, dass er nicht nur ein unbedeutender und unbegüterter Ritter war. Damit liegt es nahe, die Familie derer von Ravensten auch als die Begründer dieses Ortes anzunehmen. Da aber in der oben genannten Urkunde von 1299 derselbe Name und in gleicher Schreibweise vorkommt, muss diese Familie schon vorher dort ansässig gewesen sein und Wolter van Ravensten bereits der Vertreter der zweiten oder dritten Generation. Es ist weiterhin anzunehmen, das sie es auch war, die in Ravenstein die Burg oder eine burgähnliche Befestigung anlegten, denn 20 Jahre später ist bereits von deren Zerstörung die Rede.

Von dem Ritter von Ravensten ist in der Folge nichts mehr zu finden, das Ende dieses Geschlechts liegt im Dunkeln, dafür traten die Herren von Güntersberg auf den Plan. Am 29. September 1319 vergibt Herzog Bogislaw IV. in Arnswalde wiederum Privilegien und Rechte und unter den Zeugen finden wir einen Janeke van Gunthersberge. Bemerkenswert an dieser Urkunde ist, dass sie, nicht wie sonst üblich in Latein, sondern in Niederdeutsch oder Flämisch abgefasst ist. Dieser Janeke van Gunthersberge muss der Stammvater einer zahlreichen Familie gewesen sein, denn im Jahre 1336 wird sie wieder in einer Urkunde erwähnt, diesmal ausgestellt in Massow am 30 Nov. 1336. Die zahlreichen Mitglieder werden alle mit Namen genannt, dazu der Stand, Ritter oder Knappe. In dieser Urkunde huldigen sie der Herzogin Elisabeth von Pommern und ihren Söhnen und versprechen, ihnen ihre Burgen ( sie hatten also nicht nur eine Burg) und sie nötigenfalls beim Rückkauf des Landes Stargard zu unterstützen. Diese Familie muss also reich gewesen sein, sie könnte ja das Land Stargard kaufen. Es wird in der Urkunde erwähnt, dass Güntersberg (im Text Guntersberch) auf dem Gebiet von Ravenstein liegt (in terra Ravensteyn). Da wir von dem Herren Wolter van Ravensten nichts mehr hören, ist wohl anzunehmen, dass er entweder kinderlos gestorben ist oder seinen seinen Besitz an die Herren von Guntersberch verkauft hat, wahrscheinlicher scheint mir aber eine "feindliche Übernahme", denn im Jahre 1338 — also 2 Jahre nach dem Treueschwur von Massow finden wir die Herren von Guntersberch auf der Seite des Markgrafen von Brandenburg. Am 12 Oktober 1338 wird in Königsberg in der Neumark vom Markgrafen von Brandenburg eine Urkunde ausgestellt, die den Herren Gunter und Walter von Guntersberg und all den anderen genannten Familienmitgliedern erlaubt, (man staune) die Burg Rabensteyn (castrum Rabensteyn) wieder aufzubauen, wenn sie dafür die Burg Butow wieder abreissen. Bis Butow reichte also der Einflussbereich derer von Güntersberg. Es wird leider nicht erwähnt, wer die Burg Rabensteyn zerstört hat, vermutlich waren es die Güntersberger selbst. Der Wechsel der Herrschaft, vom Herzog von Pommern zum Markgrafen von Brandenburg, hat sich also für diese Adelsfamilie gelohnt.

Von Ravenstein ist nun in den folgenden 140 Jahren nichts mehr zu finden, aber die Güntersberger müssen die Burg tatsächlich wieder aufgebaut haben, denn im Jahre 1478 ist wieder von ihrer Zerstörung die Rede. Im Jahre 1477 hat sich der Herzog von Pommern verleiten lassen, Brandenburg anzugreifen, aber mit dem Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg geriet er an den falschen Gegner. Dieser zog im Sommer 1478 mit einem Heer von etwa 10000 Mann durch Pommern und zerstörte alles, was dem Pommernherzog wichtig war, Burgen, Schlösser, Städte. Das Heer der Pommern war hoffnungslos unterlegen. Über diesen Kriegszug gibt es zwei Berichte, einen von dem fränkischen Ritter Wiltwolts von Schauenburg, welcher aber seine Erlebnisse Jahre später aufgeschrieben hat und der eines unbekannten Kriegsteilnehmers, der seinen Bericht im selben Jahr oder 1479 verfasst hat. Der Orginaltext dieses unbekannten Kriegsberichterstatters soll sich im Staatsarchiv München befinden. Einen Abdruck findet man in den "Forschungen zur Brandenburgisch—Preussischen Geschichte", Berlin 1943, S. 374. Aus diesem Bericht möchte ich hier folgende Passage zitieren:

Und ist mein genediger her (gnädiger Herr, der Kurfürst) fürter gezogen gen Berensteyn (Bernstein) schloß und stat, dy sein genad mit gottes hilf erobert, dy stat usgebrandt, die mauren und thürn gebrochen, und das schloß daselbst, darinn bey 30 edelen gefangen und bey hundert burger. Verrer hat sich mein genediger her mit seinem heer erhept in das hinderland gen Bommern zu ziehen für das hauptschloß, genannt Saczigk, und im zug ain gut vesst schloß, genannt Rabenstein, gewunnen, das schloß und markt, auch die dörfer darumb usgebrand, für das gemelt schloß (gemeint ist das Schloß Saatzig) stäts davor etlich tag gelegen, doch das mit hilf des Allmechtigen mit ritterlichem Sturm erobert. (Ende des Zitats)

Hier haben wir also einen unbekannten Zeitzeugen, der miterlebt hat, wie das gute feste Schloß Rabenstein zerstört wurde und die umliegenden Orte gleich mit. Er vergisst auch nicht zu erwähnen, dass Gott auf der Seite der Sieger war. Von den Bewohnern Ravensteins und der umliegenden Dörfer, die dieser Brandschatzung sicher nicht teilnamslos zugeschaut haben, schreibt er kein Wort, wer aber 1945 in Pommern erlebt hat, weiss, was brennende Dörfer sind und wie Sieger mit den Besiegten umspringen.

Albrecht Achilles zog durch Pommern und hinterließ eine Spur der Verwüstung, der Kriegsbericht strotzt nur so durch Aufzählung der Zerstörungen. Der Pommernherzog konnte ihm nichts entgegensetzen und seine Soldaten flohen. Aber so ist es den Pommernherzogen oft ergangen, sie waren fast immer auf der Verliererseite, zuerst gegen die Polen, dann gegen die Sachsen und die Dänen, gegen die Hussiten und gegen die Brandenburger, dann im 30-jährigen Krieg gegen Wallenstein und die Schweden. Diese kamen zuerst als Freunde, blieben gleich 200 Jahre und hatten das Sagen. Das mussten die Herzöge aus dem Greifengeschlecht aber nicht mehr erleben, der letzte Bogislaw starb 1637 und hinterließ keine leiblichen Erben, die Erben waren die Brandenburger. Die Pommernherzöge haben sich dafür intensiv der inneren Entwicklung des Landes gewidmet, sie haben die Siedler ins Land gerufen und mit Privilegien ausgestattet, sie haben Klöster und Städte gegründet, sie haben 1454 eine Universität in Greifswald gestiftet, diese war nach Rostock (1419) die zweite in Norddeutschland. Geblieben sind von dem Greifengeschlecht die Ortsnamen wie Greifswald, Greifenberg usw.. An der Fassade ihres Schlosses in Stettin findet man noch heute die Inschrift: Vita breve, carpe diem d.h. das Leben ist kurz, nutze den Tag.

Von Ravenstein sind mir aus den nächsten Jahrhunderten keine Dokumente bekannt, erwähnt wird der Ort dann in dem genannten Buch von Wutstrack: Beschreibung des königlichen-preussischen Herzogthums Vor-und Hinterpommern, 1793. Hier wird nur von dem Vorwerk Ravenstein berichtet, aber in dem Pommerschen Landbuch von 1868, Bd. IV, findet man eine ausführlichere Beschreibung. Darin wird erwähnt, dass 1582 ein Graf Ludwig von Eberstein der Besitzer von Ravenstein war. Von ihm tauschte es der Herzog gegen mehrere Domänengüter im Gebiet von Neustettin ein und einverleibte es dem Amt Ravenstein. Es wurde aber bald wieder Privatbeszitz eines Herrn von Damitz, der es dann wiederum 1654 für 18000 Pommersche Gulden an David von Braunschweig verkaufte. Im Preis enthalten waren 7 sog. Benefizienhufe und ein Kossat in Güntersberg. Man konnte also damals ein Gut kaufen und die Bauern dazu. 1703 mußte es die Familie von Braunschweig für 7000 Thaler wieder an den Staat abtreten und von da an war das Gut Staatsdomäne. Der Amtsbereich hieß nun Saatzig-Ravenstein und ab 1728 war der Ort Sitz des Generalpächters der Staatsdomänen.

In all der frühen Urkunden und Berichten tauchen die Bauern von Ravenstein nicht auf, und wenn, dann nur indirekt als Handelsware, die man verkauft oder kauft. 1868 war diese Zeit vorbei und so findet man in dem Pommerschen Landbuch von 1868 auch ein Kapitel über die "Geistige Kultur und Moralität des Landvolkes". Dieses Kapitel widerspiegelt den Geist eines Obrigkeitsstaates und es ist gleichzeitig aufschlussreich und erheiternd, etwas näher darauf einzugehen. Zuerst wird einmal positiv vermerkt, dass die allgemeine Schulpflicht in Preussen ihre Früchte trägt und dass man unter den "Amtsinsassen" des Amtes Saatzig-Ravenstein kaum noch jemand findet, der nicht lesen und schreiben kann. (Eine kleine Zwischenbemerkung: Welcher Bürger eines demokratischen Landes würde sich wohl heute noch als Amtsinsasse bezeichnen lassen?) Über die Bauern steht dort allerdings folgendes Urteil:

Die Bauern haben von ihren allgemeine Fehlern, als Neid, Missgunst gegen ihresgleichen, Misstrauen gegen ihre Vorgesetzten und gegen alle höheren Stände, Geiz und Habsucht, Anhänglichkeit an das Alte und Misstrauen gegen alles Neue, was sie aus ihrem gewöhnlichen Ideenkreise bringt, nur wenig abgelegt.

Aber es kommt noch massiver, die Dinge werden auch beim Namen genannt. Da heisst es weiter:

Die Einwohner von Brüsewitz, Altenwedel und Dölitz machen sich durch Rohheit bemerkbar, die zu Saatzig durch Prozesssucht und die zu Ravenstein durch Geiz.

Da haben wir es amtlich, was wir Ravensteiner sind: geizig. Derartige Charakterisierungen der Bewohner gibt es noch viele in dem genannten Buch, sie sollen hier aber verschwiegen werden. Das Pommersche Landbuch weiss nun auch, wie man solchen Missständen abhelfen kann und wie man aus diesen rohen ungeschliffenen Pommern doch gute Untertanen machen kann, denn es heisst da weiter:

Die formelle Bildung der jungen Männer hat dadurch, dass sie sich im Gebrauch der Waffen haben einige Jahre üben müssen, augenscheinlich gewonnen, und es ist für sie und diejenigen, die mit ihnen in Berührung kommen, von entschiedenem Nutzen, dass sie in der grossen militärischen Volksschule an Gehorsam und Ordnung gewöhnt worden sind.

Äußern Sie mal solche Ansichten in der heutigen Debatte um die Reform der Bundeswehr.

Wie alt ist nun Ravenstein? 1299 wird das Gebiet zum erstenmal erwähnt, und wenn es die Familie von (van, de) Ravenstein wirklich gegeben hat, waren ihre Mitglieder die ersten Einwanderer, die in diesem Gebiet gesiedelt haben. Üblicherweise benennt man ein Gebiet oder einen Ort nach seinem ersten Besitzer und so wird in dem Saatziger Heimatbuch sicher zu Recht geschlossen, das Brüsewitz seinen Namen von dem Ritter Raven von Brüsewitz hat. Das er auch der Namensgeber von Ravenstein ist, erscheint mir aber zu konstruiert, naheliegender ist es, dass der in der Urkunde vom 12.6.1321 (Nr 3508 im Urkundenbuch) genannte Wolter van Ravensten oder einer seiner Vorfahren dem Ort und dem Gebiet ihren Namen gegeben haben.

In dem Saatziger Heimatbuch wird die grausige Sage von den Rabensteinen wiedergegeben und wie dieser Sage nach der Name Ravenstein zustande kam. Liebe, Eifersucht, Brudermord und Selbstmord kommen in dieser Sage vor und zum Schluss sitzen die Raben auf den grossen Steinen, die auf am Weg nach Falkenwalde stehen und wo sich das Geschehen abgespielt hat, die Dorfältesten sehen das als ein Zeichen des Himmels und fortan heisst der Ort Rabenstein oder dann Ravenstein. Hat diese Sage vielleicht doch einen geheimnisvollen Hintergrund?

Die Lage am See und der relative Schutz durch die Insel hat sicher schon seit jeher Bewohner angezogen und das zurück bis in die Jungsteinzeit. Der Bericht darüber hat mich geradezu elektrisiert, man findet ihn in den "Baltischen Studien", Bd. 1 (1832). Dort gibt es den V. Jahresbericht der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde, Stettin, 15. Juni 1830. Der Verfasser schreibt:

Zur dankbarsten Anerkennung fühlen wir uns ferner dem Herren Landrath von Marwitz in Stargard verpflichtet, durch dessen Güte uns sehr sorgfältige Zeichnungen und eine dazu gehörige Beschreibung von sechs heidnischen Grabstätten zugekommen sind. Es sind folgende: die eine liegt auf der Feldmark Ravenstein, Domänen-Amts Marienfließ, am Wege von Ravenstein nach Jacobsdorf. Dort ist ein Platz im ländlichen Viereck, der Stein oder Lüttgen-Mittagsberg, der bis jetzt nie beackert ist. Es scheint ein regelmäßig angelegter Begräbnisplatz der Vorzeit zu seyn, mit vielen Gräbern versehen. Die meisten sind aber äußerlich zerstört, weil die Steine zu Bauten nach Ravenstein und Jacobshagen abgefahren sind. Sonst sind hier, so viel bekannt ist, noch keine Nachgrabungen erfolgt. Einige der Gräber sind noch wohl erkennbar und die das Grab umfassenden Steine leicht aufzufinden. Von Ravenstein ist dieser Ort etwa 1000 Schritte entfernt, nicht weiter von dem weiter westwärts gelegenen Zirke-See. Früher ist das ganze Terrain Wald gewesen, daher heisst die Gegend noch jetzt das Ravensteinsche Bauholz.

Soweit der Auszug aus dem Jahresbericht; von dem Fund eines bronzezeitlichen Ringes auf der Gemarkung Ravenstein wird an anderer Stelle berichtet. Der Flurname "Buchholz", der in neuerer Zeit für ein Gebiet nördlich von Ravenstein gebräuchlich war, kommt wahrscheinlich von dem oben erwähnten "Bauholz", es liegt ja nahe, dass man sich zum Bau der Häuser die Bäume aus dem nächst gelegenen Wald holt. Vielleicht hängt dieses Gräberfeld zwischen Ravenstein und Jacobsdorf auch mit den oben erwähnten Rabensteinen zusammen, die größten Steine des ehemaligen Gräberfeldes blieben stehen, da sie für den Transport zu schwer waren. Vielleicht hat man geahnt, was es mit diesen Ansammlungen von Steinen auf sich hat und so hat sich eine Sage entwickelt. Gespukt hat es in dieser Gegend ja auch noch. Herr von Marwitz gibt noch weitere Fundorte solcher Gräber an, eines an dem Weg von Jacobshagen nach Butow. Diese Stein- oder Hünengräber gehören zweifellos in die Jungsteinzeit, in ganz Norddeutschland sind Gräber dieser Art verbreitet. Ein solches Gräberfeld zwischen zwei Seen zeigt doch, dass hier schon lange vor unserer Zeit Menschen gewohnt haben, sehr wahrscheinlich an den Seen, man denke nur an die Siedlungen am Bodensee bei Uhldingen oder die am Federsee im Allgäu. Einige tausend Jahre waren diese Gräber unberührt und dann kommen die Bauern aus Ravenstein und Jacobshagen, transportieren die Steine fort und benutzen sie zum Hausbau. Ich gehe davon aus, dass sie die Bedeutung der Steine nicht gekannt haben. Aber welche Ironie der Geschichte, als ich nach mehr als 50 Jahren Ravenstein (jetzt Wapnica) wieder besuchte, waren der Friedhof und die Gräber meiner Vorfahren auch verschwunden.

Die krächzenden Raben auf den Grabsteinen der Steinzeitmenschen als Namensgeber für Ravenstein! Wenn diese Geschichte auch nicht wahr ist, so ist sie doch gut erfunden. Wenn man nun davon ausgehen darf, dass es diese Adelsfamilie van Ravensten oder von Ravenstein wirklich gegeben hat, dann darf man wohl auch etwas darüber nachdenken, von wo sie wohl gekommen sein könnte. Ich bin kein Historiker, der nur streng nach Aktenlage vorgehen darf, und so kann ich der Fantasie etwas freien Lauf lassen. Wie erwähnt, gibt es in den heutigen Niederlanden, in Brabant, die kleine Stadt Ravenstein und da ja in der damaligen Zeit auch Siedler aus dem ganzen niederdeutschen Sprachraum nach Osten gezogen sind, könnte es ja sein, dass die Herren van Ravensten aus dieser Gegend stammen. Als Gründungsjahr des Ortes gilt das Jahr 1360, und zwar wurde es durch einen Ritter Walraven van Valkenburg gegründet, der hier an der Maas eine Burg (Stein) baute. Aus dem Teil des Vornahmens "Raven" und "Stein" wurde dann der Name der Stadt. Wenn man die Homepage von Ravenstein anwählen, flattern einem die Raben entgegen. Aber um 1360 existierte der Name Ravenstein in Pommern bereits seit mehr als 60 Jahren, die Stadt in Brabant kann also nicht der Taufpate gewesen sein.

Der Rabe oder Raven gibt uns Hinweise, wo man auch noch suchen sollte und zwar in Deutschland, wo es mehrere Orte und auch Burgen mit dem Namen Ravenstein oder Rabenstein gibt. Eine davon steht in der Fränkischen Schweiz unweit von Bayreuth und lädt heute Hotelgäste zu erholsamen Ferienaufenthalt in mittelalterlichem Ambiente. Die Internetseite beschreibt die Burg als die Perle des Ailsbachtales. Und weiter heisst es : Der älteste, ruinöse Bau - ganz vorne auf der Felsenspitze - ist im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts entstanden. In diese Zeit - wohl kurz nach 1219 -fällt der Ausbau der Vorburg. Der alte Brückenbogen, der beide Wehrbauten verband, ist noch heute aus den Bauelementen zu erkennen. Nach 1188 tritt ein Ministerialengeschlecht urkundlich hervor, das sich nach der Burg nannte. Es führte den Raben im Wappen. Doch im Laufe des 13. Jahrhunderts hatte es den Sitz Rabenstein aufgegeben und sich ins Ahorntal zurückgezogen.

Das 13. Jahrhundert ist genau die Zeit, in der Adlige aus ganz Deutschland nach Osten gezogen sind, um entweder Land zu erwerben oder sich missionarischen Aufgaben zu widmen. Man denke dabei an den Johanniter-Orden oder den Deutsch-Ritter-Orden, der 1229 mit dem Culmer Land belehnt wurde. Denkbar ist nun, dass ein Mitglied dieser Familie von Rabenstein in das Land jenseits der Oder gezogen ist. 1220 war die Zeit der Kreuzzüge ins Heilige Land erst einmal vorbei, die deutschen Ritter gewissermaßen arbeitslos und da kam der Ruf, nach Osten zu ziehen, gerade recht. Die Ritter konnten befehlen und organisieren, sie eigneten sich gut für das Amt des Lokators, der das Land an die Kolonisten verteilte, wobei für ihn das beste abfiel. Wie aus dem Vorhergehenden zu sehen ist, ist die Schreibweise des Ortes nicht eindeutig, manchmal heisst er Ravensteyn oder Ravensten und und dem Bericht von 1478 wieder Rabensteyn.

Eine andere Spur führt uns weiter nach Süddeutschland, in die Nähe der Stadt Geislingen an der Steige, wo am Rande der Schwäbischen Alb bei Steinenkirch eine Burg Ravenstein gestanden hat. Um 1090 wird die Burg von Albert und Berengar von Ravenstein erbaut. 1091 wird deren Bruder Herbord in einem Predigtbuch des Klosters Wetthausen in Bayern enwähnt. Um 1153 und 1156 wird Berengar von Ravenstein mit dem Gefolge Kaiser Friedrich Barbarossas in Verbindung gebracht. Nach 1233 geht der Besitz an die Helfensteiner über, da die letzten Ravensteiner ausgestorben waren. Soweit die Informationen aus dem Internet

(www.fto.de/schulen/rgd/geschichte/Ravenstein.htm).

Hier haben wir also eine adlige Familie von Ravenstein, aber es wird berichtet, dass sie um 1233 bereits ausgestorben ist. Könnte es nicht sein, dass doch ein oder mehrere Angehöriger dieser Familie nach Osten in die Neuen Länder gezogen sind?. Wir hören ja, dass sie im Gefolge des Kaisers Barbarossa gewesen sind, und der ist bekanntlich bis das Gebiet der heutigen Türkei gezogen. Von der Schwäbischen Alb bis Pommern ist es nicht ganz so weit. Wenn auch die Bauern vorwiegend aus dem niederdeutschen Raum kamen, so zogen die Ritter aus ganz Deutschland nach Osten. Sie reisten zu Pferde, während der Bauer mit Pferd und Wagen und seinem Hausrat durchs Land zog. Und so passt das Bild zusammen: Der zweite oder dritte Sohn des schwäbischen Rittergeschlechts von Ravenstein, der zuhause kein Erbe mehr zu erwarten hatte, folgte etwa um 1220 dem Ruf nach Osten und erwarb sich dort mit der bekannten Schwäbischen Tüchtigkeit Ansehen und Land (Terra Ravenstein). Der Hinweis, dass sein Ahnherr Berengar bereits dem Kaiser Barbarossa gedient hat, wird ihm viele Türen geöffnet haben. Und Burgen zu bauen, davon verstand er etwas. So passt ein Mosaiksteinchen zum andern, aber der Beweis, der Beweis fehlt.

Was ist nun geblieben von der Spurensuche, von der Suche nach den Wurzeln? Ist es das Gefühl einer verlorenen und dann wiedergefundenen Heimat? Eigentlich nicht, es ist eher das Bewusstsein, dass dieses Gebiet um den Ravensteiner See, die Terra Ravenstein, für viele Generationen Heimat war, für die unbekannten Steinzeitmenschen, denen die Toten so wichtig waren, dass sie grosse Steinfelder anlegten, für die germanischen Sveven, die keine Spuren hinterlassen haben und in der Zeit der Völkerwanderung abgezogen sind und dann für die slawischen Pomeranen, die an den Seen und Flussniederungen siedelten und sicher auch am Ravensteiner See gewohnt haben. Als dann die Niedersachsen, die Westfalen und all die anderen kamen, nahmen sie deren Sprache und Religion an und wurden so zu Deutschen. Heute heisst Ravenstein nicht mehr Ravenstein, und die Menschen, die dort wohnen und dort geboren wurden, betrachten es auch als ihre Heimat.

Ravenstein in Zahlen 








































Ist es die übliche, ganz gewöhnliche Hingezogenheit zum Ort der Geburt und der ersten Kindheitserlebnisse, die die Gedanken immer wieder zurückführt und 55 Jahre überspringen lässt, oder ist da noch mehr? Nein, Ravenstein war ein ganz gewöhnliches unbedeutendes Bauerndorf mit einem See und einem Gut. Kein berühmter Mann wurde hier geboren und kein wichtiges Ereignis fand hier statt. Aber warum taucht dann der Name Ravenstein im Titel des Preussischen Königs auf? " Herr zu Ravenstein" heisst es dort neben vielen anderen Titeln, der volle Wortlaut des Titels findet sich in dem Buch von Sebastian Haffner: Preussen ohne Legende. Aber mir hat ein Fachmann versichert, dass habe nichts mit dem Bauerndorf in Pommern zu tun, es gibt eine Stadt Ravenstein in Nord-Brabant an der Maas, und diese stand einige Zeitlang unter der Herrschaft der Herren von

Kleve und dieses wiederum wurde 1614 brandenburgisch. Orte mit dem Namen Ravenstein gibt es mehrere, einer liegt in Württemberg und ein ganzer Stadtteil

von Brüssel heisst Ravenstein und die Rue Ravenstein ist in Brüssel eine wichtige Straße. Aber eines ist sicher, der Name des Dorfes in Pommern stammt von Siedlern aus dem Westen und ist nicht slawischen Ursprungs wie Stargard, Naugard, Massow und die vielen anderen Orte mit der Endung ow.

Aber eines ist sicher, der Name des Dorfes in Pommern stammt von Siedlern aus dem Westen und ist nicht slawischen Ursprungs wie Stargard, Naugard, Massow und die vielen anderen Orte mit der Endung ow. Ich sage hier bewusst nicht "Deutsche Siedler" denn die Einwanderer um 1250 oder 1300 verstanden sich

wohl mehr als Sachsen, Flamen oder Franken, aber sicher nicht als "Deutsche", Deutschland gab es damals nicht, es gab das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, ein Völkergemisch vereint durch den christlichen Glauben und zur Zeit der Besiedlung Pommerns waren die Pommernherzöge Fürsten des Reiches.

Zeittafel


1299

 Das Gebiet von Ravenstein (terra Ravensten) wird zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt (Treptow 6.1.1299)


1319

 Janeke van Gunthersberge tritt als Zeuge in einem Schiedsspruch des Herzogs Wartislaw IV. auf (Arnswalde 29.9.1319)


1321

 Herzog Otto I. entscheidet einen Rechtsstreit, in dem als Zeuge ein Wolter de (von) Ravensten genannt wird (Arnswalde 12.6.1321)


1336

 Die Herren von Güntersberg im Lande Ravenstein (terra Ravensteyn) huldigen der Herzogin Elisabeth (Massow 30.11.1336)


1338

 Der Markgraf von Brandenburg erlaubt den Herren von Güntersberg, die Burg Ravenstein (castrum Rabensteyn) wieder aufzubauen (Königsberg i.d. Neumark 12.10.1338)


1478

 Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg zerstört die Burg (Schloß Rabenstein), den Ort und die umliegenden Dörfer


1582

 Herzog Johann Friedrich tauscht Ravenstein vom Grafen v. Eberstein gegen mehrere Domänengüter im Kreis Neustettin ein


1608

 In der Beschreibung des Amtes Saatzig von Jobst Borke wird Ravenstein als ein Flecken erwähnt, in dem jährlich ein Pferdemarkt stattfindet.


1651

 Bogislaw Friedrich von Damitz verkauft Ravenstein an David von Braunschweig für 18000 Fl. Pommersch (Pommersche Gulden) 25.3.1651


1666

 David v. Braunschweig wird mit Ravenstein belehnt


1703

 Die Familie von Braunschweig tritt Ravenstein an die Landesherrschaft gegen eine Entschädigung von 7000 Thalern ab


1728

 Das Amt des Generalpächters der staatlichen Domänen wird nach Ravenstein verlegt


1793

 Ravenstein wird in Wutstrack´s Beschreibung von Pommern als Vorwerk genannt

Eine Spurensuche:  Ravenstein von Dr. Horst Wobig

Ravenstein in Pommern, verklärter Ort der Kindheit, voller Erinnerung an unbeschwerte Vergangenheit, an den Weg ins Dorf vorbei an Kornfeldern oder Kartoffeläckern, an die ersten Schultage, an die Kirche, in die mich die strenge Großmutter zur "Sonntagschule" schickte - ob ich es nun wollte oder nicht - was ist so besonders an diesem Ort?

Pommersches Urkundenbuch Nr. 1877

1299 Januar 6. (ipso die Epyphanie domini) Trebetowe.

Herzog Bogislaw IV. gestattet den Enwohnern der Stadt Treptow a.R., dieselbe zu befestigen, giebt ihnen hierzu des Eigenthum ihres Gebietes, die Hälfte der Münze, des Zolls, Ungelds und der Gerichtsgefälle und befreit sie von jeglicher Abgabe gegen Zahlung von 1500 Mark Slav. Pfenn. Und 200 Mark reinen Silbers, welches Geld er zur Einlösung von Ravenstein verwandt hat. Ferner verkauft er ihnen Roßdienst und Bede und alle sonstigen Einkünfte aus dem Dorfe Wangerin für 200 Mark Pfennige.

Nos Bugzslavs, dei gracia dux Slavorum, notum facimus presentibus et futuris, quod civitatem nostram Trebetowe adeo') libertavimus et liberam reddimus, quod consules, cives et incole ipsius ipsam libere possint et valeant nunc et in futurum fossatis, plancis, valuis, propugnaculis et muris firmare et munire, prout ipsis ad necessitatem et utilitatem suam fuerit expediens et consultum. Quod ut facilius et commodius facere et procurare possint et raleant, appropriavimus ipsis et donavimus proprietatem et fundum omnium suorum terminorum, distinctionum sev metarum et mediam partem monete, theolonei et cuiuslibet alterius ungeldi et medietatem omnium, que de judiciis et excessibus in ipsa civitate et extra eam infra terminos ipsius proveniunt vel quoquo modo obvenire poterunt, retinendam perpetue, medietate residua nobis et ecclesie Bellebucensi fideliter reservata. Facimus eciam et reddimus dicte civitatis consules et cives liberos, solutos et quitos inperpetuum ab omnibus redditibus, censibus, talliis, exactionibus, seruiciis, angariis, perangariis aliisque oneribus, quibuscunque vocentur nominibus, nobis, heredibus nostris et successoribus nostris dandis, solvendis et faciendis,-nisi forsan ab ipsis quicquam petere poterimus et precibus amicabilibus optinere. Pro quibus omnibus nobis mille et quingentas marcas denariorum Slavicalium et ducentas marcas argenti puri ad soluendum debita nostra et ad liberandum terram Ravensten integraliter tradiderunt et solverunt. Preterea prefate civitatis consulibus et burgensibus iuste et racionabili contractu vendidimus et dimisimus proprietatem, seruicium dextrarii et equorum, omnes precarias dictas bede, in denariis, argento et annona, et omnes alios fructus et utilitates, quas habuimus in villa Wangherin vel quas nos et nostri heredes et successores iu ipsa villa et in omnibus finibus et terminis ipsius in futurum optinere et habere possemus, pro ducentis marcis denariorum monete currentis nobis iu parato prestitis nobis et solutis, dummodo procurent prius et emant fructus, redditus et proventus ipsius, quos vasalli nostri habent et possident in ipsa villa et quos a nobis ad huc in pheodum verum et legale dinoscuntur optinere. In cuius rei et contractus, ut perpetnum robur sorciantur cum effectu, sigillum nostrum presentibus doximus fideliter apponendum. Testes autem, qui premissis, dum fierent, interfueraut, sout isti: Henninghua dictus de Heydebrake, Neuelyngus, Nicolaus Draco, Lodewicus Keding, Stephanus Keding, Henninghus Ursus noster marscalcus, Henninghus Manduvel, Olricus de Osta, Troye dictus de Bandekowe; milites, Kriviz et Hinricus Brendeke, cives in Griphenberg, et alii quam plures fide digni. Datum Trebetowe, anno domini M.CC. nonagesimo nono, ipso die Epyphanie domini.


') Im Original a deo. Siegel nebst Schnur nicht mehr vorhanden

Kgl. Staatsarchiv zu Stettin. Original im deponierten Stadtarchiv zu Treptow a.R. a.r.s..r.Nr. 4. Erwähnt bei Kratz, Städte S 513 nach Brüggemann, Beschreibung von Pommern II S. 384

Pomm. Urkundenbuch Nr. 3508

1321 Juni 12. Arnswalde

Herzog Otto I. entscheidet nach dem Urteilspruche seiner Vasallen Ludolf sen. von Wedel und Heinrich von Liebenow den zwischen dem Knappen Ulich Witte und dem Nonnenkloster zu Bernstein schwebenden Streit über den Besitz von Clausdorf zu Gunsten des Klosters.

•1) Morozin. Abschrift.

Nach Dregers Abschriften der Privilegiorum et Documentorum des Nonnenklosters Bernstein S. 22 Nr. 14 in der Bibliothek der Gesellschaft für Pomm. Geschichte (Loeper Mskr Nr. 215). Gedruckt von Wedel, Urkundenbuch zur Geschichte des Geschlechts II 1 S. 98 Nr 168 

Wo gibt es also noch Spuren dieser Zeit, in der die Einwanderer aus dem Westen Land zugewiesen bekamen und irgend jemand der

 Neusiedlung am See mit seiner Insel den Namen Ravenstein gab. Es ist anzunehmen, dass auf dieser Insel schon einheimische also slawische Fischer wohnten, denn eine Insel im See bietet Schutz vor Überfällen. Später, als die Einwanderer aus dem Westen kamen, wurde auf dieser

Insel eine Burg errichtet, aber davon später. Die Verwaltung eines Landes bedarf der Bürokratie und die Bürokratie lebt von Dokumenten und Urkunden, und Urkunden werden aufbewahrt. So verfuhr auch das Pommersche Herzogshaus, und daher kann man heute in den Bänden des Pommerschen Urkundenbuchs in der Universität Greifswald Kopien aller erhaltenen Urkunden einsehen. Aus Anlass einer Reise nach Greifswald machte ich mich daher auf Spurensuche und verbrachte einige Stunden in der Universitätsbibliothek. Diese Spurensuche brachte für mich Bekanntes und auch bisher nicht Bekanntes zu Tage. Vieles aus der Geschichte Ravensteins wird schon in dem von P. Schulz herausgegebenen Saatziger Heimatbuch beschrieben. In diesem Buch werden zwar schöne Geschichten über die Entstehung des Ortes und seinen Namen wiedergegeben, aber bei diesen Geschichten stand wohl mehr die Fantasie Pate als nüchterne Überlegungen.

Die älteste Beurkundung des Namens Ravenstein, die ich fand, stammt aus dem Jahre 1299 (Urkunde Nr 1877). An 6 Januar 1299 wird in

Treptow folgendes beurkundet: Herzog Bogislaw IV. vergibt an die Einwohner von Treptow verschiedene Privilegien u.a Steuerbefreiung gegen Bezahlung von 1500 Mark "slawische Pfennige" und 200 Mark in Silber um damit seine Schulden zu bezahlen und das Gebiet von Ravenstein einzulösen. Der lateinische Wortlaut ist: .. ad solvendam debita nostra et ad liberandum terram Ravensten. Es ist also hier von einem ganzen

Gebiet (terra) und nicht nur von einem Ort die Rede. Es ist wohl auch kaum damit zu rechnen, dass der Herzog wegen eines kleinen Ortes eine solche finanzielle Anstrengung macht (Steuerbefreiung gegen Einmalzahlung!). Zu bemerken ist auch, dass es hier Ravensten heisst und nicht —stein. Die Neueinwanderer um 1250 — 1300 sprachen vorwiegend niederdeutsch oder flämisch, eine einheitliche deutsche Sprache gab es

noch nicht. Interessant an dieser Urkunde ist auch, dass sie folgendermassen beginnt: Nos, Bogzslavs, dei gracia dux Slavorum... d.h. Wir, Bogislaw, aus Gottes Gnaden Herzog der Slawen.... Wie das? Herzog der Slawen, nicht der Pommern oder Deutschen? Diese Formulierung findet sich in den Urkunden immer wieder, und sie zeigt, dass damals das Wort Slawe kein Unwort war, kein Synonym für Untermensch, welches eine pervertierte Ideologie unserer Zeit den Deutschen eintrichterte und das Ende dessen einleitete, was vor 800 Jahren in Pommern friedlich begann. In dem Buch des Christian Friedrich Wutstrack über Pommern aus dem Jahre 1793 findet man im ersten Kapitel eine Beschreibung der Slawen oder Wenden, die folgendermaßen beginnt: