Copyright -  Heimatkreis Saatzig/Pommern - Bundesgruppe e. V.   mit Sitz in Eutin

Impressionen einer Reise
Freienwalde/Chociwel ­­


Neugierig waren wir auf die schöne Landschaft und nicht zuletzt auf die Informationen von Menschen, die dort ihre Heimat hatten. Wie sieht es heute aus in Freienwalde/Chociwel oder in Neustettin/Szczecinek? Dies alles aus der Sicht von Besuchern, die zwar viele Menschen aus diesem Land kennen, aber niemals persönlichen Kontakt mit dem Land hatten. Also eingestiegen in den Becker-Bus, der uns am 22. Juli von Ratzeburg nach Freienwalde bringen soll. 42 muntere und fröhliche Menschen aus verschiedenen Bundesländern begeben sich auf eine 6-tägige Erlebnisfahrt in den Landkreis Saatzig. Heute der Nordteil des Powiat (Landkreis) Stargardzki in der Woidwoschaft Westpommern. Andreas Meyer, unserem  Busfahrer,  war kein Weg zu weit, er begleitete die Gruppe die komplette Zeit souverän.  Damit wir die 6 Stunden Fahrtzeit an Bord nicht verhungern oder verdursten, sauste Bruno unermüdlich zwischen den Busreihen hin und her und bediente die Gäste. Er hielt Kontakt mit der Reiseleitung und versuchte alle Wünsche zu erfüllen. Musik lauter, Musik leiser, wo halten wir unterwegs usw.

Dann die große Überraschung für uns, das Hotel sah super aus. Nett eingerichtete Zimmer und eine hervorragende Bewirtung. Und direkt am See. Vom Bett ins Bad war nun die Devise - na ja, von einigen Gästen.

 

Wir waren gespannt wie neugierige Kinder, denn am kommenden Tag konnten wir einen Blick auf die pommersche Vergangenheit und die polnische Gegenwart werfen. Gertrud Pieper, ehemals aus Pansin heute Pezino, erklärte uns zu dem Schloss Pansin, dass die Familie Puttkammer dort bis 1945 gewohnt hat und die Nachkommen heute in Ratzeburg wohnen. Nach dem Tode des Kammerherrn Ulrich von Puttkamer und seiner Frau Anna Maria erbte ihr einziger Sohn Bogislav den Besitz. Er führte mit seiner Frau Elisabeth von Bonin 1945 den Pansiner Gutstreck geschlossen nach Schleswig-Holstein. Nach 1945 ging das Gut in polnisches Staatseigentum über. Im Jahre 1979 begannen die Staatlichen Werkstätten für Denkmalrestaurierung (PKZ) aus Stettin das Schloss zu renovieren. In den 1990er Jahren ging das Schloss in Privatbesitz über. Auf unserer weiteren Reise haben wir noch einige Schlösser gesehen, die leider kurz vor dem Verfall stehen. Das ist schade, denn Burgen und Schlösser sind kulturelle Werte mit nachhaltigen Aussagen über historische und baugeschichtliche Epochen.

 

Auf unserer anschließenden Fahrt durch die pommerschen/polnischen Dörfer zeigte sich ein gemischtes Bild. Zerfallene Häuser, ungepflegte Anwesen im steten Wechsel mit gut restaurierten Gebäuden oder gar ganz modernen Einzelhäusern. Das Landschaftsbild aber einmalig. Riesige nicht endend wollende Felder, Seen und Wälder verwöhnen das Auge und laden zum Verweilen ein. Das war dann auch für uns das nächste Thema: Landwirtschaft.


Mit seinen 312.685 km² ist Polen fast so groß wie Deutschland – hat aber nur knapp die Hälfte an Einwohnern. Die Landwirtschaft spielt eine wesentliche Rolle:
12 Prozent  der Bevölkerung sind in der Agrarbranche beschäftigt und rund 14,5 Millionen Hektar der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Das erklärte uns auf eindrucksvolle Weise Trutz Clausen, 31 Jahre, aus Rabenkirchen an der Schlei. Wir besuchten das von seinen Eltern 1996 erworbene landwirtschaftliche Gut  im Kreis Pyritz. Bis zum Jahre 2016 war alles verpachtet. Dann hat Trutz Clausen die Bewirtschaftung übernommen. Das konnten wir kaum glauben, ein deutscher Pferdewirt  mit einem Gestüt an der Schlei, besitzt und bewirtschaftet rund 1000 ha Land in Polen. Trutz Clausen hofft,  dass er den Betrieb mit den bisher gesammelten Erfahrungen in den kommenden Jahren erfolgreich weiterführen kann – auch im Sinne seiner Eltern und der nächsten Generation. Ein sympathischer junger Mann mit Wagemut und Sachverstand. Viele Investoren aus Europa haben inzwischen in die Landwirtschaft in Polen investiert. Die weitere Entwicklung bleibt also spannend.


Neben diesen interessanten Erlebnissen haben wir besonders die netten Abende auf der Hotelterrasse oder an der Hotelbar genossen. Es ist wirklich etwas Besonderes, wenn man sich mit so vielen Leuten über eine Region, ein Land - wie es einmal war und wie es sich heute darstellt - diskutieren kann. So spät es abends auch wurde, die Themen gingen nicht aus.


Besichtigungen, Busfahrt, Essen, Busfahrt, Besichtigung, Essen, das war der stete Wechsel der kommenden zwei Tage. Bruno hatte alles im Griff. Kaffee, Wasser, Extrawünsche, egal was - er hat es erledigt. Wir haben neben der Fahrt nach Neustettin auch den Besuch der Domstadt Cammin genossen. Der Dom gilt als größte Kirche Pommerns und wurde im romanischen Stil erbaut. Wir konnten den Dom besichtigen und einem Orgelkonzert  lauschen. Nach einem besonders leckeren Mittagessen war Freizeit angesagt. Wie verabredet traf sich aber alles wieder am Camminer Haff. Dort gab es Eis und einen Ausblick auf das Wasser. Ob Ostsee, Stettiner Haff, die Mündung der Peene, Swine oder Oder - alles in unmittelbarer Nähe. Der Ort lädt ein zum Verweilen, aber die Zeit war leider begrenzt. Schon saßen wir wieder im Bus - auf zur Grillparty im Garten des Hotels in Freienwalde/Chociwel. Das Wetter hat uns nur Sonnenschein beschert, somit war der Abend ein Selbstgänger, selbstverständlich mit einem abschließenden Barbesuch.

Für uns der letzte Reisetag - ohne große Busfahrt. Nach dem morgendlichen Badevergnügen unternahmen wir einen wunderbaren Spaziergang rund um den See, der 1 Stunde 15 Minuten Bewegung brachte -  und bis zur Abholung vom Hotel nach Jakobshagen war noch Zeit für ein abschließendes Bad im See. Um 13.00 Uhr wurden wir am Hotel abgeholt und waren sehr überrascht als Czimek uns abholte, der bei uns in Klein Pampau für eine Weile gewohnt hatte und jetzt wieder in Jakobshagen lebt.



Wir erreichten nach kurzer Fahrt einen wunderschön gepflegten Stadtpark. Es war richtig romantisch. Tische und Stühle luden zum Niederlassen für viele Menschen ein, ein Pavillon mit Köstlichkeiten war aufgebaut. Unter unserem schönen Sitzplatz gurgelte ein kleiner Bach. Auf einer Anhöhe stand ein völkerverbindendes Denkmal, was wir erst einmal neugierig anschauten. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa zehn Personen da, die uns herzlich begrüßten. Es war sehr entspannend, die schöne Umgebung auf sich wirken zu lassen.


Dann kamen die Gäste. Teresa Knape hat uns auf der gesamten Reise begleitet und alles organisiert. Auch dieses schöne Fest. Nach kurzer Zeit saßen die Menschen aus 2 Ländern zusammen und unterhielten sich angeregt. Wir haben in den nächsten Stunden viel von der deutschen Minderheitsbevölkerung über die ersten schweren Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und der demokratischen Wende - im bis 1989 sozialistischen Polen - erfahren. Bis dahin wurde die deutsche Minderheit massiv diskriminiert. Die Nutzung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit war lange in ganz Polen verboten. Die deutsche Minderheit wurde de facto unsichtbar gemacht.  Es sollte jedoch noch einige Jahre dauern, bis im deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag von 1991 die Rechte der deutschen Minderheit von der Republik Polen erstmals anerkannt wurden. Erst  zehn Jahre später, 2001, ratifizierte Polen das Europäische Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten. Immerhin geben noch 148.000 in Polen lebende Personen ihre ethnische Identität als deutsch an.

Soviel zu den deutschen Minderheiten in Polen.


Was ist ein Fest ohne Musik? Neben der flotten Tanzmusik, die zum Tanz und zur Polonäse einlud, gab es auch noch die bezaubernde Paulina Grabarz-Szmajda aus Pila ehemals Schneidemühl. Sie studiert Germanistik und Gesang und überzeugte mit ihrem Können der klassischen Musik. Es gab riesigen Applaus. So eine fröhliche und ausgelassene Feier haben wir lange nicht gefeiert. Die Rückfahrt zum Hotel mit anschließendem Abschiedstrunk in der Hotelbar war natürlich ein unbedingtes Muss.


Auf der Rückfahrt haben wir "Norddeutschen" dann auch noch den sogenannten Polenmarkt kennengelernt. Die Preise luden auch uns zum Einkauf ein.

Unser Dankeschön gilt den Veranstaltern der Reise, die großem Engagement diese Tour vorbereitet haben - sowie den netten anderen Reiseteilnehmern, die für harmonische und fröhliche Stunden gesorgt haben. Dürfen wir 2019 wieder mit?


Barbara und Bernd Jahn